Eine verlassene Hafenanlage nachts um zwei Uhr. Container stapeln sich und werfen im Schein der orangefarbenen flackernden Beleuchtung häusergroße dunkle Schatten. Der Geruch von Fisch und Tod flattert pausenlos an den Nasen der illegalen Besucher vorbei. Klingt wie aus einem mörderischem Krimi? Leider Realität. Opfer sind die Haie. Getötet allein für ihre Flossen. Ein Hoch auf die Potenz der Asiaten.
Ariane Schild
Weisse Tischdecken zieren die vielen langen Tafeln, bestückt mit weißen Spendenboxen , Infomaterial, Aufklebern. Jeder Platz im Kölner Gloriatheater ist besetzt. Die rund 230 Besucher der Sharkproject Charity im Kölner Gloria Theater lauschen gespannt den verschiedenen Rednern – darunter viele prominente Unterstützer von Sharkproject. Hier sitzt eine 20jährge im Pailettenabendkleid neben einem bärtigem Hoodieträger, ein älteres Ehepaar neben einem Eishockeyprofi. Buntgemischte Taucher und zum Glück auch Nichttaucher wollen lernen – lernen, die Haie und somit das Ökosystem Meer zu retten.
Die gemeinnützige Organisation Sharkproject hat sich dessem seit 2002 verschrieben.
Schirmherr und Gründer Gerhard Wegner ist seit jeher von dem Tier Hai fasziniert. Der Betreiber einer Werbeagentur war dabei, als Erich Ritter von einem Hai gebissen wurde. Dem menschenfressendem Monster. Ein Satz, der dank Steven Spielbergs Film „Der weiße Hai“ nach einem Roman von Peter Benchley sich in die Köpfe der Zuschauer gebrannt hat. Anlaß genug für ihn das Image des Lebewesens Hai bessern zu wollen. In diesem Jahr feiert Sharkproject sein 15jähriges Jubiläum. Aber was hat sich in den letzten 15 Jahren am Imagewechsel getan? Ist es ein Fass ohne Boden? Ein Kämpfen gegen Windmühlen?
Bei einer deutschlandweiten Umfrage im Jahr 2005 zum Thema Hai fielen folgende Begriffe:
Monster. Gefährlich. Frisst Menschen.
2015 ließ Sharkproject diese Umfrage wiederholen :
Tier. Bedroht. Finning/wird vom Menschen getötet.
Der Imagewechsel ist geglückt, aber wie sieht es mit der Rettung aus?
Together we are strong
Vor Jahren brach Wegner in Costa Rica in eine Hafenanlage ein, um Fotos vom illegalen Flossenhandel zu schießen. Hier und anderenorts wird für den asiatischen Markt Finning betrieben. Es begann für ihn ein Wettlauf gegen die Zeit. Er wurde in Costa Rica per Haftbefehl gesucht, eine Ausreise war durch Einbehaltung der Ausweise nicht auf normalem Wege möglich. Jahrelang durfte er nicht zurück. Mit der neuen Päsidentin im Land änderte sich vieles. Er wurde für seinen Einsatz als Haischützer als Ehrengast ins Land eingeladen. Antifinnninggesetze wurden auf den Weg gebracht. Haischutz angestrebt. Im vergangenen Jahr gab es durch einen Überfall einer anderen Organisation auf ein Fischerboot einen großen Eklat mit dem Land Costa Rica. Seitdem herrscht von Landesseite aus absolute Funkstille gegenüber jeglichen Schutzorganisationen. Jahrelange Arbeit zunichte. Ein Rückschlag. Aufgeben ist für Wegner aber keine Option. Im Gegenteil. Sharkproject plant für 2017/18 eine weltweite Föderation mit 30-50 Organisationen.
Vier Sessel, eine Meinung
Wie sehen es die prominenten Schützer?
Ein durchaus interessanter, wenn auch sehr kontroverser Vortrag von Robert Marc Lehmann – Forschungstaucher, Meeresbiologe, Filmer und National Geographic Fotograf des Jahres 2015. Er ist Idealist wie auch seine Aktionen: halsbrecherische Guerillaeinsätze in Asien und Mittel- und Südamerika. Verhaftungen von illegalen Fischern, Befreiung von gefangenen Tieren wie z.B. Schildkröten . Seine Videoaufnahmen sind provokant, schmerzerfüllend, schockierend: Die Grausamkeit darin lässt viele im Saal weinen. Taschentücher werden aus Sakkos und Clutches gezogen. Während Robert Marc der Meinung ist „ Jeder einzelne muß seinen Arsch hochkriegen und dasselbe machen wie ich“ sieht der Schauspieler Hannes Jaenicke das ganze globaler. „Natürlich müssen viel mehr Menschen im Haischutz aktiv werden, aufgeklärt werden und aufklären. Aber in erster Linie brauchen wir weltweit strengere Gesetze, müssen es schaffen die Industrie maßzuregeln und in diesem Zuge die Verbraucher sensibilisieren weniger zu konsumieren – sei es in Bezug auf Plastik oder Palmöl.“ Der begeisterte Taucher bekam für seinen unermüdlichen öffentlichen Einsatz im Jahr 2010 den Award „Shark Guardian oft the Year“ verliehen. Wie wichtig ihm Sharkproject ist bewies er allein dadurch, daß er „mal eben“ nach Drehschluß vom Set in Hannover nach Köln raste und nach nur einer Stunde sofort wieder zurück zum Set zu eilen.
Weitere Prominente wie „Alarm für Cobra 11“ Kommissar Daniel Rösner (Einsatz gegen Plastik und Meeresverschmutzung) und Baron Jupp Kerckernick zur Borg (Global Shark Attak File, Kuratoriumsvorsitzender des Shark Research Institute Princeton, Sharkprotect ) rundeten die Gala ab. Der Sternekoch Mario Kotaska und Fernsehstar Dirk Steffens sendeten Videobotschaften und animierten die Gäste zu mehr Kölsch und grösserer Spendenbereitschaft. Der österreichische Künstler Oliver von Feistmantl, der vor einigen Jahren für die Messe BOOT ein über sechs Meter hohes Sharkproject Gemälde malte, spendete signierte Kunstdrucke dieses Gemäldes an Sharkproject. Viele konnten bereits auf der Gala verkauft werden und somit die Spendengelder erhöhen.
Als Überraschung des Abend wurde einem großen Unterstützer und Sponsor von Skarkproject – dem Eishockeyclub Kölner Haie – der Germany Ehren Award 2017 verliehen für seinen Einsatz, den Schutz des Wappentieres weiter öffentlich zu verbreiten.
Die Stimmung des Abends war durchwegs positiv. Es wurde gelacht, geweint, Kölsch getrunken und gespendet.
Sharkproject ist eine gemeinnützige Organisation, die sich ausschließlich aus Spendengeldern finanziert und der unermüdlichen Arbeit vieler Freiwilliger.
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